Vom 30. September bis 2. Oktober 2010 fand in Berlin nunmehr bereits zum dritten Mal das "FORUM für Rechts- und Notarfachwirte" statt. Unter Schirmherrschaft des RENO-Bundesverbandes hatten Reno Berlin-Brandenburg und  Forum Deutscher Rechtsfachwirte zu zwei anderthalbtägigen Intensivseminaren sowie zum Meinungsaustausch eingeladen. Zum Auftakt traf man sich am Donnerstagabend jedoch erst einmal beim Abendessen in netter Runde, um einander kennenzulernen bzw. Kontakte aufzufrischen und sich auf weitere interessante Tage in Berlin einzustimmen. Am Freitag ging's dann inhaltlich weiter – wahlweise mit europäischer Zwangsvollstreckung oder mit Familien- und Erbrecht. 

 

Frau Rechtsfachwirtin Manuela Messias vermittelte ihren Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern zunächst einen Einblick in die verschiedensten Verordnungen und Übereinkommen, die man kennen muss, um einen im europäischen Ausland vollstreckbaren Titel zu erlangen. Man merkte sofort, dass die Referentin vom Fach ist. Es gelang ihr, uns die doch recht trockenen und oft schwer verständlichen Gesetzestexte anschaulich und mit vielen Praxistipps nahezubringen. So konnten wir dann bei der Zusammenfassung am Samstagmorgen beweisen, dass wir uns die wesentlichsten Bestimmungen gemerkt hatten und wussten, in welchen Ländern wir wie zu einem Vollstreckungstitel kommen – egal ob dieser bereits als deutscher Titel existiert oder erst noch erwirkt werden soll – und was wir dabei jeweils beachten müssen. Nach der Erläuterung einiger Detailfragen zum europäischen Zahlungsbefehl und einem Überblick über das Verfahren zur Durchsetzung geringfügiger Forderungen gab's dann noch eine ganze Reihe praktischer Hinweise zur eigentlichen Zwangsvollstreckung in verschiedenen europäischen Staaten. Da es hierfür keine einheitlichen europäischen Regelungen gibt, gilt jeweiliges Landesrecht, was die Sache natürlich sehr kompliziert macht. Um so wertvoller waren die vielen Praxistipps und Erfahrungsberichte von Frau Messias, der wir für dieses gelungene Seminar herzlich danken.

 

Parallel zu dieser Veranstaltung bekamen die Notarfachwirte, aber nicht nur diese, von Herrn Thon eine aktuelle Übersicht der Gesetzesänderungen im Erb- und Familienrecht präsentiert. Hauptsächlich waren unsere Notarfachwirte des ersten Kurses anwesend, was die Veranstalter sehr gefreut hat. Herr Thon stellte sehr praxisnah die Änderungen im Bereich Güterrechtsreform, Versorgungsausgleich, FamFG für das Notariat und Pflichtteilsrecht vor. Alle Änderungen wurden mit praktischen Beispielen und Textvorschlägen für die Urkunden erläutert, das verwandte Skript gehört auf jeden Schreibtisch, zumindest bis die Änderungen in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wussten Sie zum Beispiel, dass wir auf einen vierten Güterstand, nämlich den deutsch-französischen Güterstand zusteuern? Wissen Sie, wann dieser ggf. gewählt werden kann? Kennen Sie die neuen Berechnungsgrundlagen für den Versorgungsausgleich? Haben Sie die Begriffe negatives Anfangsvermögen, erweiterte Dispositionsbefugnis der Ehegatten und sind Ihnen die neu im Gesetz verankerten Ausschlussgründe des Versorgungsausgleiches bekannt? Im Bereich des FamFG, in dem viele meinen, schon alles gehört zu haben, konnte Herr Thon noch einmal deutlich die materiellen und formellen Änderungen anschaulich darstellen, auf die allein im Bereich des Notariats geachtet werden muss. Auch die neuen Vorschriften des Pflichtteilsrechtes brachte Herr Notar Thon den Teilnehmern anhand von anschaulichen und praktischen Beispielen bei, immer wieder wies er auf die möglichen Fehlerquellen hin und wie sie umgangen werden können. Alles in allem ein sehr lehrreicher, aber auch kurzweiliger Vortrag. Wir waren fast ein bisschen enttäuscht, als die anderthalb Tage vorbei waren, so angenehm war die Atmosphäre gewesen.

 

Am Freitagabend trafen sich interessierte FORUM-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sowie der Abteilungsleiter und eine Berufsschullehrerin des Oberstufenzentrums Recht (der Berliner Berufsschule für angehende RENOs) zur Diskussion über die geplante Novellierung des Berufsbildes der/des Rechts- und Notariatsfachangestellten. Wie schon im Vorjahr übernahm Herr Rechtsanwalt Sittner die Moderation der Veranstaltung, in der wir Konsens darüber erzielten, dass es in Zukunft darum gehen müsse, angehenden Kolleginnen und Kollegen neben fundiertem Fachwissen, Sprach- und EDV-Kenntnissen vor allem auch Methoden und Handlungskompetenzen zu vermitteln, die sie zu lebenslangem Lernen befähigen, da dies für unseren Beruf unerlässlich ist. Die Vermittlung von Zusatzqualifikationen – ob im Notariats- oder Patentanwaltsbereich, auf den Gebieten der Fachanwaltschaften oder in weiteren Fremdsprachen – sollte sich nach Auffassung der meisten Diskussionsteilnehmer/-innen an eine etwa zweijährige "Grundausbildung" anschließen. Die aus dieser Gesprächsrunde gewonnenen  Anregungen werden mit Sicherheit in die weiteren Stellungnahmen der RENO-Vereinigung zur laufenden berufspolitischen Diskussion einfließen, die wir weiter verfolgen werden.

 

Für die organisatorische Vorbereitung des FORUMs, das angenehme Umfeld und die hervorragende Bewirtung mit leckeren Snacks und vielem gesunden Obst und Gemüse geht ein herzlicher Dank an die gastgebende RENO Berlin-Brandenburg sowie die Kolleginnen der Geschäftsstelle.

 

Bedauerlich ist, dass die qualitativ hochwertigen Angebote des 3. FORUMs doch von relativ wenig Kolleginnen und Kollegen genutzt wurden. Wir können nur sagen: wer nicht dabei war, hat etwas verpasst ... und kommt dann hoffentlich im nächsten Herbst vom 29.09. bis 01.10 2011 zum 4. FORUM nach Berlin! Die Planungen hierfür laufen bereits; Anregungen und Vorschläge werden von den Vorständen gerne entgegengenommen.

 

Marlies Stern                                                    Irena Strobach
RENO-Bundesverband                                      Forum Dt. Rechtsfachwirte

Kontakt

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