8. Forum für Rechts- und Notarfachwirte,
Bürovorsteher, Office-Manager/innen und erfahrene Renos

vom 19.-21.11.2015 in Berlin


Donnerstagabend fand nach einer mehr oder weniger langen Anreise der Einführungsvortrag mit anschließendem Workshop zum Thema neue „ReNoPat-Ausbildungsverordnung“ statt. Die drei Moderatorinnen Ronja Tietje, Marlies Stern und Nancy Sorge (allesamt aus dem Novellierungsausschuss) berichteten über das Zustandekommen der neuen Verordnung und deren Umsetzung in die Praxis.

Da Vertreter von verschiedenen Berufsbildungs- und/oder Prüfungsausschüssen anwesend waren, ergab sich ein interessanter Austausch. Einige Berufsschulen haben einen extra „Büroraum“ eingerichtet, um die oft wenig bis gar nicht vorhandene praktische Ausbildung aufzufangen. Bitte unterstützen Sie die Berufsschulen hierbei z.B. bei der Anlage einer Musterakte. Geschwärzte Urteile und Beschlüsse den Auszubildenden mitzugeben, hilft oft der ganzen Klasse. Fragen Sie bei Ausbildersprechtagen (oder über die Auszubildende, Mail, Telefon), ob ausreichend Informationsaustausch mit der Praxis stattfindet. Die meisten Lehrer sind dankbar für jede Unterstützung.

Ein guter Ansatz ist, die Mitgliedschaft in den Reno Ortsvereinen von den Ausbildern zahlen zu lassen, um die Informationen (und v.a. die Englischkenntnisse) aus der RenoPraxis nutzen zu können. Weitere Anregungen und Ideen für die Umsetzung konnten aus der Veranstaltung mitgenommen werden.

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Freitagvormittag stieg Frau Gundel Baumgärtel in die Änderungen der Gegenstandswerte auf gewohnt anspruchsvollem Niveau ein. Endlich mal wieder ein Seminar, in dem keine Grundlagen wiederholt, sondern kurz und knapp die vielen Teilnehmern bereits bekannten Änderungen aufgrund aktueller Entscheidungen zusammenfassend dargestellt werden. Gerade wenn die Zusammenhänge noch einmal aufgezeigt werden, kann schneller ein Überblick über die verschiedenen Auswirkungen einzelner Entscheidungen erfolgen als bei einem möglichen Selbststudium. Ein tolles Seminar auf Fachwirtniveau.

Parallel hierzu hielt Herr Robin Melchior, Richter am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, einen interessanten Vortrag zum Thema „Gesellschaftsrecht in der Praxis der Rechtsanwälte“.  In der Einführung machte der Dozent dem erlesenen Teilnehmerkreis deutlich, wie wichtig die Unterscheidung zwischen Abdruck und Ausdruck aus dem elektronischen Handelsregister ist. Hilfreiche Tipps gab es insbesondere für den Fall, dass es Streit der Gesellschafter untereinander gibt. Behandelt wurden in dem Seminar auch die Ansprüche der Gläubiger gegen ein Tochterunternehmen, welches seinen Sitz innerhalb der EU hat. Auch die Möglichkeit der Pfändung eines Anspruchs auf Ausgleich der Unterbilanz wurde kurz erläutert. Zum Ende des vierstündigen Seminars stand Herr Melchior mit fachkundigem Rat auch für Fragen aus dem Teilnehmerkreis zur Verfügung

Nachmittags mussten sich die Teilnehmer wieder zwischen zwei ebenfalls interessanten Seminaren entscheiden.

Im Seminar „Das Verbraucherinsolvenzverfahren“ zeigt Frau Prof. Steder die Änderungen des Verbraucherinsolvenz- und Restschuldbefreiungsverfahrens nach der Neuregelung zum 01.07.2014 auf. Da die Neuregelungen jedoch erst für die Verfahren gelten, die ab dem 01.07.2014 beantragt werden, gilt es bei der Bearbeitung darauf zu achten, welche Regelungen für das Verfahren gelten. Neben interessanten Informationen zur Feststellung der Insolvenzforderungen entspann sich beim Thema Restschuldbefreiung eine rege Diskussion insbesondere zur Versagung der Restschuldbefreiung und hier der Möglichkeiten für den Gläubiger. Mit vielen guten Tipps und Hinweisen zu Entscheidungen gingen die Seminarteilnehmer aus einem insgesamt interessanten Seminar.

Katrin Jäger und Ronja Tietje erläuterten in dem Workshop „Zeit- und Selbstmanagement im Zusammenspiel mit der Arbeitsplatzorganisation“ in ihrer bekannt fröhlichen und lockeren Art, dass nur ein zielgerichtetes Verhalten zu Selbstzufriedenheit führen kann und dass diese sowohl für unsere Gesundheit als auch für unsere Ausgeglichenheit wichtig ist. Die meiste unserer wachen Zeit verbringen wir im Büro mit Chef und Kollegen, weswegen diese so angenehm wie möglich sein sollte.

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Um seinen eigenen Platz – in unserem Fall im Büro, aber auch im Leben allgemein – zu finden, musste sich zunächst jeder Teilnehmer folgende Grundfragen stellen:

Was kann ich?
Wer bin ich?
Was will ich?

Sobald diese Vorfragen geklärt sind, kann man sich an die Zielplanung und deren Umsetzung machen. Anhand der erklärten Beispielsituationen konnten sich viele Teilnehmer wiederfinden und selbst diejenigen, die der Ansicht waren, bereits alles richtig zu machen, konnten Anregungen für die eigene Lebens- und/oder Kanzleiplanung mitnehmen. Erschreckend sind aber immer wieder Erzählungen von Kolleginnen aus der Praxis, weswegen hier weiterer Schulungsbedarf ersichtlich ist.

Der Samstagvormittag fing mit dem sehr anspruchsvollem Seminar „Erbrecht – Speziell – Einführung zum EU-Recht“ an. Frau Prof. Dr. Müller-Lukoschek erläuterte in dem Seminar  sehr verständlich die Entwicklungen im europäischen Erbrecht. „Bromüssel“ als zu merkendes Schlüsselwort für die Verbindung der ROM VO und Brüssel VO ist wohl bei jedem Teilnehmer im Gedächtnis geblieben.

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Die Unterschiede zwischen dem uns bekannten Erbschein und dem europäischen Nachlasszeugnis wurden ausführlich anhand von verschiedenen Beispielen erläutert. Die Schwierigkeiten verschiedener Konstellationen werden wohl auch die Gerichte eine ganze Weile beschäftigen.
   
Interessant für einige Teilnehmer, die aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten, war jedoch ebenfalls, dass ab dem Studienbeginn April 2016 Rechts- und Notarfachwirte mit entsprechender Berufserfahrung einen Masterstudiengang mit Schwerpunkt Familien- und Erbrecht an der HWR aufnehmen können, der  normalerweise nur Hochschulabsolventen vorbehalten ist. Bei fehlendem Hochschulabschluss ist jedoch eine Aufnahmeprüfung zu absolvieren, weswegen Bewerbungsschluss frühzeitig  (Herbst des Vorjahres) ist. Informationen hierzu finden Sie hier

Parallel hierzu stellte Herr Büttner, IT-Direktor Bundesnotarkammer, sichere Kommunikationswege vor. Seine Ausführungen an welchen Stellen überall abgehört werden kann und welche Nachrichten man verschlüsseln sollte, zeigten uns wieder einmal wie sorglos manch einer mit der Technologie umgeht. Die Rechtsgrundlagen, insbesondere Formvorschriftenanpassungs-, Zustellungsreform-, Signatur-, Justizkommunikationsgesetz wurden vorgestellt und schlussendlich das Erstellen einer Nachricht in beA gezeigt. Die Eingabemaske und das Versenden von Anlagen wurden (zumindest in der Theorie) erklärt. An dieser Stelle gab Herr Büttner aber schon zu, dass es der BRAK noch nicht geglückt war die Nachricht auch zu verschicken. Wir erhielten also einen ersten Eindruck von der Handhabung, auch wenn die Umsetzung auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

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Das am Nachmittag stattfindende und gut besuchte Seminar mit dem Titel "Schwierige Gesprächssituationen erfolgreich meistern“ wurde von den beiden Dozentinnen Ronja Tietje und Katrin Jäger in ansprechender Weise an die Kollegen gebracht. Die beiden Damen glitten wechselseitig in ihre verschiedenen Parts und konnten den anwesenden Kollegen anschaulich vermitteln, wie man sich als Bürovorsteher/in zwischen Arbeitgeber und den Kollegen so verhält, dass man jeder Seite gerecht wird und zusätzlich auch noch das Problem im Büroalltag löst. Nur allzu bekannte Situationen wurden vorgespielt und den Kollegen, die ihren Ärger aus Angst, etwas sagen zu müssen, unterdrücken, wurde Mut gemacht und anhand von Beispielen gezeigt, wie man seine eigene Meinung vertritt, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen.

Anhand eines Gespräches für eine Gehaltserhöhung, das insgesamt von allen Teilnehmern als schwierig eingeschätzt wurde, wurden anschauliche Hinweise gegeben, wie man sich selber positiv einschätzt, seine Fähigkeiten beurteilt und damit beim Arbeitgeber punktet.
 
Es gab Hinweise zur Beantwortung der Fragen, wie man fit im Bereich der Kommunikation wird, wie gut hört man dem Gegenüber zu, wie geht man mit Kritik um, was kommt beim Gegenüber an. Die "Vier-Ohren-Theorie" zeigte anschaulich auf, dass das Gehörte verschiedene Reaktionen beim Hörer auslöst und es so zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen kann.
 
Am Schluss wurde dann anhand von Rollenspielen das vorher Gehörte vertieft, die Teilnehmer nahmen begeistert an den Übungen teil.

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Im parallel standfindenden Seminar „Forderungspfändung – Erfolgreich vollstrecken“ ging Frau Prof. Steder auf die oft verkannten Möglichkeiten in der Forderungspfändung ein. Von der Rechtstellung des Gläubigers über die Rechtstellung des Schuldners bis zur Rechtstellung des Drittschuldners gab es für die Zuhörer viele interessante Tipps und Hinweise zu Vorgehensweisen wie die Geltendmachung der Kosten als Schadensersatzforderung gem. § 840 ZPO, der Herausgabepflicht des Schuldners oder zur Drittschuldnererklärung. Frau Prof. Steder führte die Möglichkeiten des erweiterten Zugriffs auf und gab Berechnungsbespiele bei Zusammenrechnungen. Auch hier gab es eine rege Diskussion der Teilnehmer und viele Fragen wurden beantwortet. Die Teilnehmer gingen mit vielen interessanten Möglichkeiten in der Forderungspfändung auseinander, die jetzt in der Praxis erprobt werden wollen.
Insgesamt bedanken wir uns bei Frau Prof. Steder für zwei interessante Seminare, die den Interessen der Fachwirte voll gerecht wurden.

Am Ende des tollen Wochenendes mit interessanten Seminaren, netten Gesprächen unter Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet verabschiedeten wir uns von neugewonnenen und alten Bekannten. Man verabredete sich für das nächste Jahr, das uns auf jeden Fall wieder Tage mit Seminaren, Freunden und nicht zu vergessen mit der tollen Hauptstadt Berlin bescheren wird.

Das 9. Forum findet vom 10. bis 12. November 2016 statt. Seid dabei!!!

Ruth Girmes, Ursula Menke, Marlies Stern und Sabine Vetter

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c/o Annika Brachmann
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